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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 62

1896 - Leipzig : Hirt
62 - seine Landsleute gegen den Kurfrsten aufzuwiegeln. Alle Mahnungen und Drohungen halfen nichts. Da schickte Friedrich Wilhelm einige Dragoner verkleidet dahin, und der brandenburgische Gesandte erhielt den Befehl, sich mit Gewalt des ge-shrlichen Mannes zu bemchtigen. Er lud Kalkstein zu sich ein; nnvor-sichtig genug folgte der Oberst dieser Einladung; nun wurde er als Landes-Verrter verhaftet, an Hnden und Fen gefesselt, in einen Teppich gewickelt und in einem verschlossenen Wagen aus der Stadt herausgebracht. Drei Meilen weit geleiteten die Dragoner den im Gefhrt verborgenen Gefangenen; dann setzten sie ihn auf ein Pferd und befrderten ihn schleunig der die Grenze. Wohl war der Polenknig sehr erbittert und verlangte die Freilassung Kalksteins, da er unter seinem Schutze gestanden habe; aber der Kursrst erklrte: die Polen sollten den meineidigen Hochverrter zu-rckerhalten, aber gekpft. Er stellte ihn vor ein Kriegsgericht, dieses verurteilte ihn wiederum zum Tode; diesmal lie ihn der Kurfürst zum warnenden Beispiel hinrichten. Nicht ganz so schlimm erging es dem Fhrer des Brgerstandes, dem Schppenmeister Rhode. Der Kurfürst schickte Truppen in die Nhe Knigs-bergs; da griffen auch die Brger zu den Waffen und brachten die Kanonen auf die Wlle; offenbar hofften auch sie Hilfe von den Polen zu erhalten. Aber Friedrich Wilhelm besetzte die Straen, um jede Verbindung zwischen Knigsberg und Warschau zu unterbrechen. Als der Kurfürst sich entschlo, selbst an die Spitze seiner Truppen zu treten, war man besorgt um ihn. Aber im richtigen Augenblick schritt er zu einer List und bemchtigte sich der Person Rhodes. Der Schppenmeister wurde auf die kleine Festung Peitz gebracht. Spter wollte ihn der Kurfürst begnadigen, wenn er sein Unrecht eingestehe. Jener blieb aber trotzig und erklrte, er wolle seine Freiheit nicht der Gnade, sondern der Gerechtigkeit zu verdanken haben. So blieb er bis zu seinem Tode Gefangener. 4. Dies alles htte der Kurfürst nicht ausfhren knnen, wenn er nicht gleich im Anfang seiner Regierung ein kleines Heer gebildet htte, das er bestndig vergrerte und bte. Seine Tchtigkeit bewies es zuerst in der Schlacht von Warschau (1656) gegen die Polen. Noch wichtiger wurde es in einem Kampfe gegen die Franzosen und Schweden. In Frankreich regierte der ehrgeizige König Ludwig Xiv., der alle Lnder auf dem linken Rheinufer fr sich beanspruchte. Zunchst griff er Holland an; wre dies unterlegen, so wrde sicherlich der Kurfürst seine rheinischen Besitzungen eingebt haben. Deshalb kam er (allerdings der

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 148

1918 - Leipzig : Voigtländer
- 148 — durfte Preußen nur 42000 Mann unter den Waffen haben. Deshalb nutzte Scharnhorst fürs erste zu dem Mittel greifen, die Mannschaften des stehenden Heeres in kürzerer Zeit auszubilden und ohne Aussehen hier und da Rehruten an Stelle der Abgehenden einzustellen. Mit taufend Listen und Schlichen mutzten die französischen Späher getauscht werden, datz sie das nicht merkten. Dennoch wurde Napoleon endlich mißtrauisch und verlangte, datz der König Scharnhorst entlasse. Das geschah; aber er blieb der nächste militärische Ratgeber des Königs. 2. Oie Minister Freiherr vom Stein und von Hardenberg. U)as Scharnhorst dem Heere, das wurde den Bauern und Bürgern der Freiherr vom Stein. Dieser grotze Mann stammte aus einem rheinfränkifchen Adelsgeschlechte, das seit alten Seiten Zu Nassau an der Lahn auf der Burg Stein seinen Sitz hatte. Obgleich als Reichsfreiherr Fürsten ebenbürtig, war er doch in preußische Dienste getreten, um seinem Drange nach nützlicher Tätigkeit zu genügen. (Er wurde schließlich Finanzminister. Id ährend des Krieges hatte der König seine Ratschläge zurückgewiesen und ihn in Ungnade entlassen. Jetzt berief ar ihn aufs neue zur Leitung der bürgerlichen Verwaltung, und ein Besserer als Stein wäre nirgends zu finben gewesen. Stein begann nun, den preußischen Staat von (Brunb an umzugestalten. füllt den Bauern fing er an. Schon die früheren preußischen Herrscher hatten viel getan, beren Lage zu verbessern (Nr. 49, 2 und 55, 3). Nun hob der König auf seinen Domänen die (Butsuntertänigkeit auf. Von 1810 an sollten auf allen Gütern Königreichs ohne Ausnahme nur noch freie Leute zu finben j'jin' i 3n den Stäbten hatten bis bahin gewöhnlich ausgebiente (Dffizt^ ober Unteroffiziere die Verwaltung geleitet; die Bürger hatten nw5 zu sagen, sonbern nur zu gehorchen. Das würde jetzt anders. £>ie Bürger sollten fortan Stabtverorbnete wählen, die den Bürgermeister in allen (Bemeinbeangelegenheiten zu beraten und zu unterstütz^ hatten. Ihr Amt ist ein (Ehrenamt und wirb unentgeltlich verwaltet. So bekamen die Städte die Selbstverwaltung^ Daburch kam ^111 neuer, frischer Geist in die Bürgerschaft: das Streben, dem allgemeinen Besten zu bienen und hierbei kein (Dpfer zu scheuen. — Mitten ^ seiner Arbeit würde Stein, wie später auch Scharnhorst, wegen seiile (Besinnung dem französischen Kaiser verbächttg, mußte seinen ßbsch^ nehmen und würde sogar von Napoleon geächtet. Sein zweiter ttati folger im Amte, der Staatskanzler von harbenberg, setzte at>e nach ein paar Jahren sein Werk fort.

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 183

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 183 — «tn und fragte ihn oft um Rat. „Er hielt mich." sagte später Bismarck, „für ein (Ei, aus dem er einen Minister ausbrüten wollte." (Eines Tages fragte ihn der König, ob er den Posten des preußischen Gesandten am Bundestage in Frankfurt übernehmen wolle. Das war ein ganz neuer, fremder Beruf für Bismarck. Aber kurz entschlossen sagte er sofort: „Eure Majestät können es ja mit mir versuchen. Geht es nicht, so ist es ja leicht, mich wieder nach Hause zu rufen." So wurde Bismarck Diplomat. Nach Frankfurt ging er in dem Gedanken, daß Preußen mit Österreich immerwährende Freundschaft suchen und mit ihm vereinigt Deutschland leiten müsse. Aber bald erkannte er, daß Österreich in Deutschland allein herrschen und Preußen nicht aufkommen lassen wollte. Huch in Kleinigkeiten zeigte jtch das. (Einmal besuchte Bismarck den österreichischen Gesandten, ^er tat, als wenn der Vertreter Preußens weniger wäre als er, rauchte seine Zigarre weiter und bot Bismarck nicht einmal einen Sitz an. Da zog dieser ruhig eine Zigarre heraus, nahm unaufgefordert Platz und bat ganz freundlich die verblüffte österreichische (Exzellenz uyt Feuer. Seitdem wagte der Österreicher nicht mehr, Bismarck unlöslich zu behandeln. Dieser kam in Frankfurt zu hohem Ansehen, und was er seiner Regierung in Berlin riet, das geschah meist. Nach einigen Jahren wurde er Botschafter in Petersburg und dann in Paris. — Mittlerweile war der Prinz Wilhelm von Preußen König Beworben und, wie wir gesehen haben, mit den Abgeordneten wegen er Umgestaltung des Heeres uneins geworden. (Er bedurfte eines neuen ersten Ministers, der Preußens Beruf als deutsche vormacht zu verfechten imstande wäre, der mit reichem Geiste, kühnem Mute und schlagfertigem Worte die widerstrebenden Abgeordneten davon zu Überzeugen verstände. Keinen Besseren wußte er als Bismarck; ver= jagte der ihm seine Dienste, so wollte er — das war sein fester Entschluß — die Krone niederlegen. (Er rief Bismarck und dieser nahm l°fort das Amt an, so gefährlich es war. „Ich sehe weit genug pon meinem Schlossesagte ihm an einem der bald kommenden schweren Tage der König, „um auf dem Platze davor Ihr Haupt fallen ^ !*hen, und dann fällt auch das meinige." Da brach Bismarck in le Worte aus: „Nun, Majestät, kann ich mir denn einen schönern oo denken, als diesen ober den auf dem Schlachtfelde?" q Btsntstrcft als Minister. Trotz des Widerstandes des ^geordnetenhauses wußte Bismarck Mittel zu finden, dem Könige te Neugestaltung des Heeres zu ermöglichen. Als fast alle gegen ihn

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 189

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 189 — Surften die Flucht ergriffen hatten, fiel dem Könige zu. Im folgenden 3at)re landete der Freischarenführer ©aribalbi mit tausend Mann Quf Sizilien. Das Volk empfing ihn als Befreier, und bald war die 9onze Insel in seiner Gewalt. Dann setzte er nach dem Festlanbe über. Eine Stadt Süditaliens nach der andern schloß sich ihm an. Ruch hier würde Viktor (Emanuel zum Könige ausgerufen, und Italien war ftf)on beinahe geeinigt. Hur üenetien gehörte noch den Öfter* schern, und der Kirchenstaat mit Rom dem Papste. Als im Jahre 1866 der Krieg Preußens mit Österreich ausbrach, schloß sich Viktor ^Manuel Preußen an. Die italienischen Truppen würden freilich von den Österreichern geschlagen. Aber um seine ganze Macht gegen Preußen wenben zu können, übergab Österreich üenetien dem Kaiser ^er Franzosen und dieser, als Friebensvermittler, es an Italien. — Kirchenstaat bestanb noch bis zum Jahre 1870, weil der fran-^fische Kaiser das päpstliche Gebiet beschützte. Ais aber der Krieg Frankreichs mit Deutschland ausgebrochen war (Nr. 82), rückten die Italiener in Rom ein. Der elfhunbertjährige Kirchenstaat hörte auf öu bestehen. Die Stadt Rom würde fjauptstabt des Königreichs Italien Und Refibenz des Königs, blieb aber zugleich Sitz des Papstes, der bcn §roßen vatikanischen Palast bewohnt. 2. Frankreich und Napoleon Iii. Nach der Februarrevolution von 1848 (s. Nr. 75, 3) würde die Leitung der neuen fränkischen Republik einem durch allgemeine Abstimmung des Volkes gewählten Präsidenten übertragen. Die Wahl traf seltsamerweise *men Mann, der sich bis bahin durch nichts hervorgetan hatte, als Jurch einen berühmten Namen und ein abenteuerliches Leben. (Es war ^iser Napoleons I. Hesse, Ludwig Napoleon Bonaparte, Msen Vater zur Zeit der napoleonischen Herrschaft einige Jahre die holländische Königskrone getragen hatte. Seine jugenb hatte er im ^uslanbe verlebt, benn nach des Kaisers Sturze war die ganze Samiiie Bonaparte aus Frankreich verbannt worben. Aber in der Verbannung hatte er sich mit den verwegensten Plänen getragen. Zweimal war er unter Ludwig Philipps Regierung heimlich nach Frankreich zurückgekehrt und hatte die Fahne der (Empörung aufpflanzt , um sich zum Herrscher zu machen. Allein beibe versuche j^aren dem Abenteurer mißglückt; der eine hatte mit seiner Der-Innung nach Amerika, der anbere mit längerer Kerkerhaft geenbet. Xetit erhob ihn das vom Glanze des Namens Napoleon betörte fränkische Volk zum Präsibenten der Republik. Sobald er die hohe

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 89

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 89 — lich mit dem französischen König hatte Karl mehrere schwere Kriege in Italien und Frankreich zu führen. 2. Der schmalkaldische Krieg (1546—1547). Als es endlich Zum Frieden mit den auswärtigen Feinden gekommen war, kehrte der Kaiser, nicht lange nach Luthers Tode, seine Waffen gegen die Protestanten. Man nennt diesen Krieg den schmalkaldischen, weil die protestantischen Fürsten in der hessischen Stadt Schmalkalden einen Bund zu ihrer Verteidigung geschlossen hatten. An ihrer Spitze standen der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen-wittenberg (von der ernestinischen Linie) und der Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen. Aber sie hielten nicht einträchtig zusammen >" ■ und trennten ihre Streitkräfte. Da rückte der Kaiser plötzlich gegen den Kurfürsten heran, besiegte ihn in der Schlacht bei tttiihiberg ./ an der (Elbe und nahm ihn gefangen. Darauf zog Karl als Sieger 7 Nach der kurfürstlichen Hauptstadt Wittenberg. Man zeigte ihm Luthers Erab in der Schloßkirche. Einer der kaiserlichen Feldherren riet: „Man Mfe den Ketzer ausgraben und verbrennen!" Aber der Kaiser antwortete : „(Er bleibe in Buhe 1 Ich führe Krieg mit den Lebendigen, nicht mit den Toten." Des gefangenen Kurfürsten Land samt der Kur- ^ würde verlieh er dem ehrgeizigen Herzog Moritz von Sachsen-Meißen (von der albertinischen Linie), der sich ihm, nach Macht strebend, angeschlossen hatte, obgleich er selber Protestant und naher verwandter des Kurfürsten war. Nun konnte sich der Landgraf von Hessen allein nicht mehr halten. (Er ging zum Kaiser, unterwarf sich Und bat um (Bnabe. Aber der Kaiser ließ auch ihn gefangen nehmen. 3. Herzog Riba und Katharina von Schwarzburg. 3m schmalkalbischen Kriege führte der spanische Herzog Alba die Kaiserlichen Truppen. Das war der grausamste Feldherr seiner Seit; alles zitterte vor ihm, und niemand wagte seinen Befehlen Idiberftanb Zu leisten. Nur einmal hat er nachgeben müssen, und sogar einer Frau, der helbenmütigen Gräfin Katharinavonschroarzburg. Diese hatte vom Kaiser einen Schutzbrief für ihr Land erhalten, so daß Albas Scharen bort nicht plünbern bürsten. (Eines Tages saß der Herzog mit feinen Offizieren im gräflichen Schloß zu Rudolstadt an der Frühstücks-tafel. Katharina war zugegen und bewirtete ihre Gäste. Da wurde %, gemeldet, daß die Soldaten den Bauern das Vieh wegtrieben. Katharina berief sich auf ihren Schutzbrief, aber Alba lachte und Meinte, solche Dinge ließen sich im Kriege nicht vermeiden. „Das wollen wir doch sehen 1" rief die Gräfin entrüstet. „Entweder erhalten

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 95

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 95 — vornehmsten seiner Glaubensgenossen zur Feier seiner Hochzeit nach Paris. Die Hugenotten kamen zahlreich zu dem Feste in der Meinung, daß nun ihre Bedrängnis ein Ende haben sollte. 2. Die pariser Vluthochzeit. Rber die Königin hatte das $est nur veranstaltet, um die Angesehensten der Hugenotten auf einmal Zu ermorden. Sie bestimmte dazu die Bartholomäusnacht. Die Rächt kam heran. Da läutete plötzlich die Glocke vom Turme einer Kirche nahe dem Schlosse. Das war das verabredete Zeichen. Sogleich stürzten bewaffnete Banden durch die Straßen, jagten die Hugenotten aus den Häusern hervor und metzelten sie nieder. Don den Straßen drang man in die Häuser und setzte hier das Würgen fort. Der neu vermählte Prinz Heinrich entging nur dadurch dem Tode, daß er sich in eine katholische Kirche flüchtete. Drei Tage dauerte das Gemetzel, das auch in andern Städten Frankreichs nachgeahmt wurde. Das war die Pariser Bluthochzeit (23./24. August 1572). 3. Heinrich von Navarra wird König. Der Zweck der Greueltat wurde nicht erreicht. Die entronnenen Hugenotten scharten sich zusammen und verteidigten sich in befestigten Orten. Bürgerkriege erfüllten das fand mit Blut und Schrecken. Während dieser Kämpfe starben König Karl Ix. und sein Bruder Heinrich 111., der ihm auf dem Throne gefolgt war. Jetzt war Heinrich von Navarra, das Haupt der Hugenotten, rechtmäßiger König von Frankreich. Allein die Katholiken wollten ihn nicht als König anerkennen; Heinrich war gezwungen, sich die Krone zu erkämpfen. Jahrelang focht er mit ritterlicher Tapfer« keil gegen seine Feinde und war fast immer siegreich. Ais die entscheidende Schlacht beginnen sollte, fiel er auf die Kniee nieder und bat Gott, ihm statt des Sieges den Tod zu geben, wenn er voraus wisse, daß er ein schlechter König sein werde. Dann sprengte er durch die Reihen, feuerte den Mut seiner Krieger an und rief ihnen zu: „Schaut Kur nach meinem weißen Federbusche' ihr werdet ihn immer auf dem stiege der (Ehre und des Sieges finden." Wirklich gewann er den Sieg. Rur Paris schloß ihm noch die Tore. Da riet man dem König, feine Gegner dadurch zu entwaffnen, daß er den katholischen Glauben annehme. Heinrich tat das, um dem Lande den Frieden zu geben. Nun empfing ihn Paris mit Jubel. Seinen Feinden verzieh er. „3ch will alles vergessen," rief er. „Meine Siege kommen von Gott. (Er vergibt Uns, wenn triir es auch nicht verdienen; wie sollte ich meinen Untertanen Nicht verzeihen?" Durch solche Milde gewann er dieherzenseines volkes. 4. Das Edikt von Nantes. König Heinrich Iv. verdiente die 1

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 150

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 150 — Erzherzog Karl, rief das gesamte deutsche Volk zur Wiederherstellung seiner Freiheit aus. Rber Preußen wurde noch von der französischen Übermacht niedergehalten, und der Rheinbund stellte seine Truppen unter die Befehle seines Gebieters. So stand Österreich allein. Napoleon gewann rasch nacheinander mehrere Schlachten und hielt zum zweitenmal seinen Einzug in Wien. Doch sollte die Welt erfahren, daß der sieggekrönte Kriegsfürst nicht unüberwindlich sei. Der (Erzherzog Karl rückte mit einem Heere heran, um die Hauptstadt von dem Feinde zu befreien, und siegte in der blutigen Schlacht bei Aspern. Freilich wurde Österreich hierdurch nicht gerettet. Bald erfocht Napoleon einen entscheidenden Steg bei toagram, und der Kaiser Franz konnte nur mit großem Länderverluste den Frieden erlangen. 3. Hnöreas Hofer, Ais Österreich gegen Napoleon in den Kampf ging, griffen auch die Tiroler zu den Waffen. Denn sie ertrugen es nicht, daß Napoleon ihr schönes Land dem österreichischen Kaiser, dem sie seit alter Zeit in treuer Liebe anhingen, entrissen und an Bayern geschenkt hatte. Einer ihrer Führer war der fromme Andreas Hofer, von feinem Wirtshause am Sand im Passeiertale der Sand wir t genannt. Er brachte mit seinen Scharfschützen den Feinden große Verluste bei Aber endlich mußte die kleine tapfere Schar der Übermacht erliegen. Hofer, in die Acht erklärt, verbarg sich in einer einsamen Hütte im Gebirge. Da wurde er verraten, überfallen und in Ketten nach der Festung Mantua geschleppt. Ein französisches Kriegsgericht verurteilte ihn zum Tode. Getrosten Mutes betrat er den Richtplatz, drückte das Kreuz des Heilandes an seine Lippen und rief dann den zwölf Soldaten, die ihn erschießen sollten, mit festes Stimme zu: „Gebt Feuer!" So starb ein treuer Sohn des Vaterlandes- 4. $er&trtanö von 5chi!l. (Einen ähnlichen Ausgang hatt»? ein Befreiungsversuch, den in Deutschland der Major von Schill unternahm. Dieser kühne Retterführer war einer der tapfern Offiziere, die im Unglücksjahre 1806 die Ehre der preußischen Waffen gewahrt hatten (Nr. 63, 3). Ais der österreichische Freiheitskampf begann, da meinte er, auch in Norddeutschland werde das Volk losbrechen, roenn nur einer mutig das Zeichen gäbe. Eines Tages führte er sein Reiterregiment wie zum Exerzieren vor das Tor von Berlin. Draußen erklärte er laut, er wolle den Kampf gegen den Unterdrücker beginnen. Alle folgten ihm begeistert, und Schill sah bald seine Schar durch Freiwillige zu einem kleinen Heere angewachsen. Aber der gehoffte

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 138

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 138 — Hauptstadt Paris. Bald loderte bort der Aufstand in hellen Flammen empor. Tobende Volkshausen rotteten sich zusammen und erzwangen die Übergabe der B a st i l l e, einer alten Burg, die als Staatsgefängnis biente. Das verhaßte Gebaube wurde gänzlich zerstört. Nicht lange danach zogen bewaffnete Scharen des rohesten Volkes, größtenteils Weiber, von Paris nach Versailles, brachen mordgierig in das königliche Schloß und zwangen den geängstigten König, seinen Wohnsitz nach Paris zu verlegen, wohin ihm die Nationalversammlung folgte. 4. Die Jakobiner; des Königs Fluchtversuch. 3n der aufrührerischen Hauptstadt war der König ganz ohne Ansehen; kein Gesetz, keine Ordnung wurde mehr beachtet. Um das Volk in unaufhörlicher Bewegung zu erhalten, bildeten sich vereine, in denen die zügellosesten Reben gehalten wurden, und die auf den gewaltsamen Umsturz aller bestehenden Staatseinrichtungen hinarbeiteten. Besonders tat sich der verein der sogenannten Jakobiner hervor, der durch die Verheißung: „Freiheit, Gleichheit und Brüberlich* heit!" eine große Macht über die Volksmasse ausübte und durch den Huf: „Tod den Tyrannen!" die Leibenschaften entflammte. Schon hatten viele vom hohen Abel das unruhige sanb verlassen, auch königliche Prinzen; die Lage des Königs inmitten bcs empörten Volkes würde immer gefahrvoller. Da entfloh auch er mit feiner Familie heimlich aus Paris, würde aber unterwegs erkannt, festgehalten und unter vielen Demütigungen nach Paris zurückgeführt. Xdie ein Gefangener würde er von nun an in seinem Schlosse bewacht. 5. Der König im Kerker. Unterbessen vollendete die Nationalversammlung die neue Verfassung. Der König nahm sie an, so sehr sie auch seine Macht beschränkte. Aber Ordnung und Friede wollten nicht wiederkehren. Die Volksaufwiegler strebten danach, die Königsherrschaft völlig zu vernichten. Sie sammelten die wildesten verworfensten Menschen um sich, drangen in den königlichen Palast und bewirkten, daß der König, der nur mit Mühe dem Tode entrann, ins Gefängnis gebracht und seiner würde entsetzt wurde. Über seine Anhänger erging ein fürchterliches Blutgericht: Tausende von ihnen wurden ergriffen, in den Kerker geschleppt und hingerichtet. 6. Des Königs Enthauptung; Marie Hntoinette. Eine neue Nationalversammlung, der sogenannte Konvent, ver-roanbelte nun Frankreich in eine Republik. Aber in dem neuen Freistaate fand die rechte Freiheit keine Stätte. Rohe herrschgierige Menschen führten das Regiment. Ihnen genügte es nicht, den König

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 139

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 139 — vom Throne gestoßen zu haben, sie dürsteten nach seinem Blute. Sie brachten ihn vor den Konvent und sprachen: „Ludwig hat aus dem Lande fliehen und Frankreich an seine Feinde verraten wollen: er ist des Todes schuldig." Obwohl der König mit Hecht sagen konnte, daß er stets das Beste (eines Volkes gewollt hätte, so wurde er dennoch zum Tode verurteilt und öffentlich durch das Fallbeil enthauptet (1793). (Einige Monate später nutzte auch die Königin Üiarte Antoinette, eine Tochter der deutschen Kaiserin Marie Theresia, auf dem Blutgerüst sterben. Idürbevoll hatte sie alle Heimsuchungen und Grausamkeiten ertragen, und ohne Tobesfurcht hatte sie ihren Richtern geantwortet: „Ich war Königin, und ihr habt mich vom Throne gestoßen. Ich war Gattin, und ihr habt mir meinen Gatten getötet. Ich war Mutter, und ihr habt mir meine Kinder entrissen. Nichts bleibt mir als mein Leben, nehmt es hin!" fluch der Dauphin (Kronprinz), ein zartes Kind von neun Jahren, würde von einem Kieberträchtigen, in bessen Gewalt man ihn gab, zu Tode mißhanbelt. 7. Die Schreckensherrschaft. Frankreich stanb jetzt unter einer furchtbaren Schreckensherrschaft. Alle Idibersacher der Gewalthaber würden grausam verfolgt, eingekerkert, hingerichtet. (Eine Seitlang würden Tag für Tag Menschen auf das Blutgerüst geschleppt, oft 50, 60 und mehr auf einmal, barunter viele verbienstoolle, ausgezeichnete Männer. Durch solche Schandtaten wollten die grausamen Tyrannen die Freiheit des Landes sichern, wie sie sagten. (Es war, als ob blinbe Raserei ihre Sinne verwirrt hätte. Nicht einmal einen (Bott im Himmel sollte es mehr geben. Das Christentum würde förmlich abgeschafft. Man führte ein gemeines Weib auf einem Throne durch die Straßen von Paris und nannte es die Göttin der Vernunft, fluch die christliche Zeitrechnung würde geänbert; es sollte fortan nach Jahren der Republik gerechnet werden. — Freilich sollte dieser tolle Rausch nicht lange währen. Die verbrecherischen Gewalthaber selbst und ihr Führer Robespierre wurden endlich von ihren früheren Genossen gestürzt und starben auf demselben Blutgerüst, wo so viele ihrer Opfer den Tod gefunben hatten. 61. Der General Bonaparte. 1. Die Nevolutionskriege. Die Revolution brachte Frankreich nicht nur Unglück im Lande, sonbern stürzte es auch in Krieg mit den meisten Länbern (Europas. (Es war natürlich, daß das traurige Schicksal König Lubwigs Xvi. die Teilnahme aller attbern

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 198

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 198 — Rettung mehr; vernichtend fallen die Granaten in die wirren, dichtgedrängten Knäuel von entmutigten, verzweifelnden Soldaten, &te alles verloren sehen. Da erscheint auf den Mauern die weiße Faw' die Bitte um Frieden. Und der tief g<ebemütigte Kaiser Napoleon schreibt an König Wilhelm: „Mein Herr Bruder! Da ich nicht in-mitten meiner Truppen habe sterben können, so bleibt mir nw5 übrig, als meinen Degen in die Hände (Eurer Majestät zu legen." Der Geschützdonner schweigt. Während die Sieger rings um Sedan an unzähligen Wachtfeuern ruhen, verhandeln in stiller Nacht Bismarck und Moltke mit den feindlichen Generalen. Und am nächsten Vormittag ergibt sich den Siegern das ganze noch übrige Franzosenheer' 83000 Soldaten mit dem Kaiser und dem Marschall und allen zieren, mit 500 Kationen und allen Adlern. 21000 Mann waren schon während der Schlacht gefangen worden, 17000 gefallen. war ein unermeßlicher (Erfolg, ein Sieg ohnegleichen! Nie, so Ian9e Kriege geführt werden, hatte eine so zahlreiche Rrmee vor dem Fein^ die Waffen gestreckt. „Welch eine Wendung durch (Bottes Führung ^ telegraphierte König Wilhelm an seine Gemahlin. Und als der Köw9 Tags darauf mit seinen Generalen zu Tisch saß, da sagte er in einßtt| Trinkspruch: „Sie, Kriegsminister von Eoon, haben unser Schwer geschärft; Sie, General von Moltke, haben es geleitet, und Graf von Bismarck, haben seit Jahren durch die Leitung Politik Preußen auf seinen jetzigen Höhepunkt gebracht." 5. Die Liegesnachrichl in Deutschland. Rls die Sieg^j depesche in Deutschland bekannt wurde, geriet alles in einen Tauwe der Freude und Begeisterung. Napoleon gefangen! Sein Heer 9* fangen! — unbegreiflich, unglaublich und doch wahr! Rus den N)er statten und Fabriken stürmten die Arbeiter heraus, aus den Schw* die Kinder. Groß und klein, alt und jung flutete singend und jau^ zend durch die Straßen. Der eine rief’s dem andern zu; 5rßt1j drückten sich einander die Hand und Freudentränen glänzten in vie e Rügen. 3n Berlin Unter den Linden vor dem königlichen P° ^ standen Tausende dicht gedrängt. Rls die Königin Rugusta sich a __ dem Balkon zeigte, war des Jubels kein Ende. Und siehe, klimmt da an dem Reiterstandbild des großen Königs empor? * Knabe ist's, noch welche, viele! Bald sitzt der erste vor dem a ^ Fritz auf dem Pferde und bekränzt mit Lorbeer die ernste von (Erz. Nicht lange, und das ganze Denkmal ist mit Blumen u Kränzen bedeckt.
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